Der letzte Ort - Roman by Luchterhand

Der letzte Ort - Roman by Luchterhand

Autor:Luchterhand [Luchterhand]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-11-01T16:00:00+00:00


Im Versteck hinter dem Sitz war es eng und heiß. Schon nach einer Minute glaubte Osama zu ersticken. Er kniff die Augen zusammen und konzentrierte sich darauf, flach zu atmen. Der Geruch von Plastik, Gummi, Staub und Benzin schien ihm unerträglich, jede Bodenwelle stieß ihn gegen die Wände dieses Sarges.

Überall um ihn war Sand, wahrscheinlich Überbleibsel früherer Lieferungen von frisch ausgegrabenem Raubgut. Osama fühlte ihn an den Händen und leckte ihn sich von den Lippen. Er zwang sich, an Randa zu denken, doch ihm wollte nur das Telefonat einfallen, und schon war er in seinen Gedanken wieder mit Albert beschäftigt.

Bereits am ersten ihrer Johnny-Walker-Abende im Museumsbüro war er ihm älter vorgekommen, als er tatsächlich sein konnte. Ein grüblerischer Mann, erfüllt von Bildern der Vergangenheit. Nach ein, zwei Gläsern hatte er es gewagt, Albert direkt darauf anzusprechen. Osama hielt ihm sogar vor, sich nicht genug auf sein aktuelles Leben und seine Zukunft zu konzentrieren, so wie er selbst es tun musste. Schließlich seien sie etwa im gleichen Alter.

»Mag sein«, belehrte ihn Albert damals, »aber du kannst nicht nachvollziehen wie das ist, wenn dein Staat gerade untergegangen ist.«

»Doch, das kann ich«, hatte ihm Osama sogleich erwidert. »Du musst nur aus dem Fenster schauen.«

Trotz aller Fremdheit zwischen ihnen war es ein schöner Abend gewesen, der mit pathetischen Versprechen endete.

»Wir werden ein gutes Werk tun«, verkündete Albert, »und das uralte Erbe dieses Landes bewahren.«

Und jetzt ließ er ihn zurück, fuhr ausgerechnet mit einem Grabräuber und Schmuggler in Richtung Hauptstadt. Es war großes Glück, Abdul wiederzutreffen, redete er sich immer dann ein, wenn ihn das nächste Schlagloch durchschüttelte. Abdul, der sich als Naturtalent erwies, was Raub betraf. Er brachte in Erfahrung, wen die alten Männer im Teehaus für ihre Aktion angeworben hatten. An einem Sommerabend, wie viele Jahre mochte das her sein, waren sie ihnen aus der Stadt hinaus gefolgt. Abdul hatte den Wagen gefahren und geschickt Abstand gehalten. Zwei Stunden lang ging es gut, dann hatte er sie verloren, weil er tanken musste. Aber Abdul gab nicht auf. Der rote Pick-up der anderen war auffällig genug gewesen, jeder Bauer, der mit seinem Eselskarren auf dem Heimweg von der Stadt war, hatte ihnen sagen können, wo er entlanggefahren war.

Der Weg hatte sie ins nordöstliche Hügelland geführt. Sie fuhren auf schmalen Serpentinen in die Dunkelheit, und als Abdul schließlich neben dem verlassenen Pick-up gehalten, das Licht ausgeschaltet hatte, ausgestiegen und in der Finsternis verschwunden war, hatte Osama erste Zweifel bekommen. Er stolperte dem anderen nach, hielt immer wieder inne, um dessen Schritte zu hören.

»Es ist zu dunkel«, hatte er dem Freund zugeflüstert.

Ohne auch nur zu antworten, war Abdul weitergegangen. Als Osama bei ihm war, hörte er ein Klicken und sah gleich darauf, glänzend im Mondlicht, die Waffe in Abduls Hand.

»Was hast du vor?«

»Sie werden es uns nicht freiwillig geben.«

Sie erwischten die beiden anderen im Schein der Fackeln, die sie vor dem Eingang des Schachtes postiert hatten, der in den Hügel führte. Wie in einem Western hielt Abdul sie in Schach, während Osama sie mit ihren eigenen Seilen fesselte.



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